Interview mit dem GEWOBA-Vorstand zur Gaspreis-Entwicklung

Worauf müssen sich GEWOBA-Mieterinnen und Mieter einstellen, was können sie tun, um Energie zu sparen und was macht die GEWOBA?

Der nächste Winter wird teuer

Keine Nachrichtensendung ohne Warnung vor dramatischen Steigerungen der Energiekosten und Gasknappheit. Worauf müssen sich GEWOBA-Mieterinnen und Mieter einstellen, was können sie tun, um Energie zu sparen und was macht die GEWOBA? Die GEWOBA-Vorstände Anja Passlack und Dr. Christian Jaeger im Interview

Zum 1. September hat die GEWOBA die Heizkostenvorauszahlungen um 40 Prozent angehoben. Wie sind Sie zu diesem Wert gekommen?

Anja Passlack: Die GEWOBA bezieht ausschließlich Wärme zur direkten Weitergabe, insbesondere von der swb AG (swb) und unserer Tochtergesellschaft, der GEWOBA Energie GmbH (GEG). Unsere Preise gleiten auf Basis von Preisformeln. Grundlage sind verschiedene Indices, veröffentlicht vom statistischen Bundesamt. Über die künftige Entwicklung stehen wir im engen Austausch mit unseren Lieferanten. Die 40prozentige Anhebung bildet die bereits eingetretene Preisentwicklung ab. Sie wirkt auf die Abrechnung, die wir ab Herbst 2023 versenden werden.

Gerade haben Bund und Länder sich auf eine einmalige Entlastung im Dezember 2022 geeinigt. Können sich die Mieter:innen da schon auf eine Rückzahlung freuen?

Anja Passlack: Da wäre ich vorsichtig. In der aktuellen Abrechnung für die Periode 2021/2022 sind die extremen Preissteigerungen für Wärme kaum enthalten. Die einmalige Entlastung dient als Brücke bis zur regulären Einführung der Gaspreisbremse. Sie soll alle Bürgerinnen und Bürger vor extremen Nachzahlungen schützen.

Was passiert, wenn die Vorauszahlung zu hoch ist oder von der einmaligen Entlastung doch etwas übrig bleibt?

Anja Passlack: Abgerechnet werden die Heizkosten immer nach dem tatsächlichen Verbrauch. Alle, die zu viel bezahlt haben, bekommen die Differenz nach der nächsten Abrechnung erstattet.

Warum rechnen Sie auch für die Fernwärme mit hohen Kostensteigerungen?

Dr. Christian Jaeger: In Bremen werden rund 19.000 unserer Wohnungen mit swb-Fernwärme versorgt, in Bremerhaven 8.500. Die swb erhebt für die Fernwärme jeweils einen stadtweit einheitlichen Tarif. Produziert wird die Fernwärme in verschiedenen Erzeugeranlagen mit unterschiedlichen Brennstoffen. Dazu gehört neben Gas und Siedlungsabfällen (Müllverbrennung) auch Steinkohle und die ist neben ihrer schlechten Klimabilanz auch wesentlich teurer geworden.

Und welche Entwicklung erwarten Sie bei der GEWOBA Energie GmbH?

Anja Passlack: Für die rund 12.000 durch die GEWOBA Energie GmbH (GEG) versorgten Wohnungen erfolgt die Wärmeproduktion zu 95 Prozent über Erdgas. Auch die zahlreichen Blockheizkraftwerke werden mit dem Brennstoff Erdgas betrieben. Sie erzeugen sehr effizient Wärme und Strom, sind aber von der Gaspreisentwicklung stärker betroffen als die Fernwärme. Bereits heute versorgt die GEG über 840 Wohnungen mit erneuerbarer Energie, in den kommenden Jahren werden es deutlich mehr werden.

Wie ist die GEWOBA aus Ihrer Sicht auf eine Energiekrise vorbereitet?

Dr. Christian Jaeger: Gerade in Zeiten steigender Energiekosten zahlen sich die umfangreichen Modernisierungen der vergangenen Jahre aus. 96,5 Prozent unserer Gebäude sind bereits energetisch ertüchtigt mit gedämmten Gebäudehüllen, moderner Haustechnik und neuen Fenstern. An diesen Verbesserungen arbeiten wir laufend weiter.

Auch die langfristigen Lieferverträge für Fernwärme wurden mit Weitblick verhandelt. All das schützt zwar nicht vor deutlichen Kostensteigerungen, aber ohne diese Maßnahmen wären die Auswirkungen für unsere Kunden noch viel dramatischer.

Die Bundesregierung warnt vor noch härteren Notfallsituationen. Womit rechnet die GEWOBA und wie bereiten Sie sich darauf vor?

Dr. Christian Jaeger: Wir haben in Anlehnung an den Bundes-Notfallplan einen umfangreichen „Krisenplan Gas der GEWOBA“ erarbeitet, der für verschiedene Krisensituationen Maßnahmen beschreibt. Dabei geht es immer auch um Stromeinsparungen, denn auch der Strom wird in Deutschland zum Teil mit Gas produziert.

Mit erheblichen Auswirkungen müssen wir rechnen, wenn die Bundesregierung die dritte Stufe des Notfallplans Gas ausruft. Dann kann es zum Beispiel dazu kommen, dass unser Bürohaus nicht mehr vollständig beheizt wird. Ein bisschen kommen uns da die Erfahrungen und Vorkehrungen aus der Corona-Pandemie zugute. Nahezu alle Beschäftigten können im Homeoffice arbeiten und auch unsere Alarmorganisation ist erprobt. Wir werden arbeitsfähig und für unsere Kunden erreichbar bleiben.

Was raten Sie Ihren Mieterinnen und Mietern? Wie können Sie sich vor hohen Nachzahlungen schützen?

Anja Passlack: Der nächste Winter wird teuer – für uns alle. Da gibt es nichts zu beschönigen. Und weil Energie knapp wird, müssen wir alle sparsam damit umgehen. Die jetzt beschlossene einmalige Entlastung empfehlen wir, unbedingt auch für die erwarteten Nachzahlungen vorzuhalten.

Außerdem bietet die GEWOBA den mit der Klimaschutzagentur energiekonsens entwickelten EnergieSparCheck an. Für unsere Mieterinnen und Mieter kostenlos. Speziell ausgebildete Energiesparhelferinnen und -helfer der Kooperationspartner von energiekonsens kommen in die Wohnung und beraten individuell über Einsparmöglichkeiten.

Was können Haushalte tun, die trotz aller Bemühungen die gestiegenen Kosten nicht mehr bezahlen können?

Dr. Christian Jaeger: In den Anschreiben an unsere Mieterinnen und Mieter haben wir die zuständigen Ansprechpersonen bei der GEWOBA benannt. Wir sind gut erreichbar und suchen gemeinsam mit den Kunden nach Lösungen. Außerdem hat die Bremer Sozialsenatorin Anja Stahmann im August veröffentlicht, dass sich jede Person, die aufgrund der gestiegenen Energiepreise in Zahlungsschwierigkeiten gerät, an ihre Behörde wenden kann. Und sie hat ausdrücklich dafür appelliert, diese Hilfen in Anspruch zu nehmen.. Niemand soll frieren oder sich verschulden müssen.

Die letzte Frage: Was macht die GEWOBA selbst um aktiv Energie zu sparen?

Anja Passlack: Als eine der ersten Maßnahmen haben wir alle mit Strom betriebenen Werbeanlagen bereits ganz abgeschaltet, ebenso verzichtbare Beleuchtungen, die nicht aus Sicherheitsgründen benötigt werden, wie angestrahlte Gebäude und Bäume. Eine interne Expertengruppe setzt weitere Maßnahmen um, mit denen wir kurzfristig unseren ohnehin bereits durch unser betriebliches Nachhaltigkeitsprogramm verringerten Energieverbrauch weiter senken werden.

Dr. Christian Jaeger: In unserer Klimastrategie steht der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien schon seit ein paar Jahren im Mittelpunkt. Damit hat sich die GEWOBA auf den Weg raus aus den fossilen und jetzt sehr teuren Brennstoffen gemacht. Die Neubauten der letzten Jahre werden schon teilweise oder ganz mit regenerativen Energien versorgt und für die aktuell im Bau befindlichen Objekte setzen wir auf die Versorgung über Wärmepumpen und Solarthermie.

Wir müssen jetzt prüfen, wo und wie wir auch in unseren Quartieren den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen gestalten können. Das wird eine der großen Herausforderungen für die kommenden Jahre.

 

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