Wie geht es mit dem ehemaligen Bundeswehrhochhaus weiter?
Auf der Großbaustelle an der Falkenstraße 45 in der Bremer Bahnhofsvorstadt ist derzeit nicht viel Bewegung zu sehen. Zuvor war das rund 4.000 Quadratmeter große Gelände dank schwerer Bagger seit dem Beginn der Abbrucharbeiten Ende 2020 im ständigen Wandel. Bemerkenswerte Massen wurden hier bewegt: Gut 6.500 Tonnen Beton wurden abgeräumt. 300 Tonnen des Abbruchmaterials mussten zudem wegen Schadstoffbelastung gesondert verarbeitet werden. Auch wurden Wertstoffe wie Kupferschichten in Strahlenschutzdecken bestmöglich getrennt und recycelt, nutzbare Bauteile wie Armaturen und Türen wurden an verschiedene Initiativen gespendet – Bäume wurden in den Garten das BlauHauses in der Bremer Überseestadt verpflanzt. Weitere Materialien sowie Baugrund schlugen in der Volumenbilanz der Abfuhrmasse mit 2.850 Tonnen zu Buche.
Arbeiten im Untergrund
Diese Volumina beinhalten den kompletten Abbruch und die Entsorgung von Luftfilteranlagen, Dekontaminationsanlagen, zweier Atombunker und Einfahrtsrampen sowie der Tiefgarage mit Kellerräumen. Auch eine Hausmeisterwohnung ist gewichen. Sämtliche Versorgungs- und Entsorgungsleitungen auf dem Gelände außerhalb der Gebäude mussten aufgegraben und entfernt werden. „Die massiven Bauteile, die eingeschränkte Zugänglichkeit in den Kellergeschossen und das Vorhandensein von Schadstoffen hat nur ein langsames Vorgehen zugelassen.“, bemerkt der Projektleiter des Q45, Johann Christian Plagemann. „Die beklemmende Unterwelt aus Bunkern und labyrinthischen Gängen – in der man die militärische Geschichte des Gebäudes spürt – stellt uns immer wieder vor ungewöhnliche Herausforderungen. Wo hat man sonst mit Atomschutzbunkern mit Sandfiltern und Strahlenschutzdecken zu tun?“. Ein Teil der Anlagen wird deswegen auch als zeitgeschichtliches Zeugnis erhalten.
Aufwändige Sicherung der Hauptverkehrsader B75
Begleitend zu den Abbrucharbeiten wurde parallel zum Breitenweg eine 30 Meter lange Bohrpfahlwand errichtet, mit einer Gesamttiefe von ca. 10 Metern. Mit diesem Baugrubenverbau wurde der Straßendamm des Breitenwegs gesichert. Das Spezialgerät, welches diese Pfähle setzen sollte, brachte dabei selbst fast 100 Tonnen auf die Waage. Sein Antransport war eine logistische Herausforderung für die im Verhältnis kleine City-Baustellenfläche.
Alles musste raus
Parallel begann 2022 die Entkernung des Hochhauses und der Kellergeschosse. Hier waren 7.000 Quadratmeter Zwischenwände in den Etagen EG bis 15. OG zu entfernen. Mit dem Abstemmen von Putz auf gut 3.000 Quadratmetern sowie dem Ausbau von Unterdecken über eine Fläche von 4.500 Quadratmetern waren die Fachleute über Monate beschäftigt.
Schadstoffe müssen gewissenhaft entfernt und beseitigt werden
In dem Gebäude mit dem Baujahr 1968 finden sich alle erdenklichen Schadstoffe. Neben asbesthaltigen Baustoffen mussten beispielsweise PCB-haltige Anstriche an Bauteilen unter hohen Sicherheitsmaßnahmen abgeschliffen werden.
“Besser als ein Neubau“
Die gesamte Entkernung des Hochhauses beinhaltet das Entfernen aller nichttragenden Wände der Etagen mit Elektroinstallationen, Türen und Rohrleitungen, der Abhangdecken mitsamt Lampen und Elektroleitungen. Demontage von Fußbodenbelägen, Rückbau von Aufzügen, sämtlichen sonstigen Versorgungsleitungen, Abluft- und Schornsteinbauwerken. Es bleibt nur der Rohbau übrig. „Im Hinblick auf die Energieeffizienz hat das Gebäude dann den Standard eines KfW Effizienzhauses 55. Das ist ambitionierter als ein Standardneubau – und im Bestand viel schwieriger umzusetzen. Das Gebäude erhält aber natürlich auch eine völlig neue Gestaltung und moderne Ausstattung.“ Erläutert der Projektleiter die umfassende Modernisierungs-Maßnahme vom Bundeswehr-Bürohaus zu zeitgemäßem Wohnraum.
Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Abbrucharbeiten, Entkernung und Schadstoffsanierung auf rund 3 Millionen Euro.
Und wie geht es weiter?
Das Q45 bezieht sich nicht nur auf den Umbau des ehemaligen Bundeswehrhochhauses, sondern soll eine ganzheitliche Quartiersentwicklung mit Impulsen für die Bremer Bahnhofsvorstadt umfassen. Es entsteht mitten in der City ein Wohnhaus mit attraktiven, modernen Ein- bis Zwei-Zimmerwohnungen. „Hier schaffen wir bezahlbare Angebote für junge Menschen, die citynah und mit zeitgemäßen Angeboten leben wollen“, erläutert GEWOBA Vorstand Dr. Christian Jaeger. „Auszubildende, Studierende und auch Zuziehende haben nach wie vor zu wenig Angebote. Hier setzen wir mit dem Umbau an“. Nach der Fertigstellung wird das markante Gebäude auch für die Öffentlichkeit ein Anziehungspunkt werden, denn es wird mit einer Panorama-Dach-Bar bekrönt. Ergänzt wird das Hochhaus um zwei Neubauten. Sie umrahmen einen begrünten Innenhof und verfügen in den Erdgeschossen über Gewerbeflächen und Angebote, die den Stadtraum beleben. Der Baubeginn sowie auch die Fertigstellung richtet sich nach dem weiteren Fortschritt der einzelnen Maßnahmen auf dem Gelände.
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Christine Dose
GEWOBA-Pressesprecherin
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