Neubaugebiet Seehöfe: Eichen müssen leider weichen

Ehemalige Bombentrichter verhindern Erhalt von Großbäumen auf dem Gelände der ehemaligen Scharnhorstkaserne am Niedersachsendamm

Bauvorhaben auf alten Kasernengeländen sind meist eine knifflige Sache. So auch beim Bauprojekt „Seehöfe“ der GEWOBA – ein als „Klimaschutsiedlung“ zertifiziertes Neubauquartier mit 137 Mietwohnungen auf dem Gelände der  gut 120 Jahre alten Scharnhorstkaserne am Werdersee. In diesem Fall haben die Altlasten im Erdreich auf dem Gelände das Fällen großer Altbäume erforderlich gemacht. Für Melina Balthasar, Leitung Neubau und Stadtentwicklung der GEWOBA ein bedauerliches Ergebnis: „Bereits in der Planung haben wir auf den immensen Bestandswert der Bäume gesetzt, gern aufwändig um das Ensemble herum geplant. Trotz aller Mühen verlieren wir diese Bäume nun doch komplett.“

Aufwändiger Schutz für wertvolles Grün

Im Bebauungsplan wurde Rücksicht auf insgesamt acht wertvolle Alt-Bäume genommen, die dringend erhalten werden sollten. Für die ökologische Baubegleitung wurde der vereidigte Baumsachverständige Andreas Block-Daniel beauftragt, den Schutz und die Belange dieser acht Bäume zu gewährleisten. Wurzelsuchgräben wurden angelegt, fachgerechte Baumschutzwände aufgestellt, Kontrollbesuche und Abstimmungen vor Ort erfolgen zeitnah. Die GEWOBA verfolgt den Baumschutz auch im Bereich der Sanierungen oder Bestandsergänzungen mit äußerster Sorgfalt, denn Schattenspender und Luftverbesserer sind wichtige Faktoren für lebenswerte und attraktive Quartiere.

Baumgruppe steht auf Bombentrichter

Vor den Tiefbauarbeiten finden gerade auf militärischem Gebiet wie der Scharnhorstkaserne besonders detaillierte Bodenuntersuchungen statt, um Altlasten oder Kampfmittel im Boden aufzuspüren. Unter einer Gruppe aus drei Eichen und einer Platane wird dann ein verfüllter Bombentrichter aus dem zweiten Weltkrieg sichtbar. Nach dem Krieg wurden Bombentrichter mit vorhandenem, meist unsortiertem Boden, Schrott, Bauschutt und teils mit Kampfmittelrückständen verfüllt. In Wohngebieten müssen diese Trichter ausgehoben und mit unbelastetem Material verfüllt werden. So begann der Bodenaustausch im westlichen Bereich der Baumgruppe. Schnell stellte sich heraus, dass die Arbeiten unterhalb einer der Eichen und der Platane nicht realisierbar sind, da diese direkt auf dem Trichter stehen. So wurden die beiden Bäume unter Anwesenheit des Baumsachverständigen und mit Zustimmung der Stadt im Januar gefällt sowie große Teile des Bombentrichters vorsichtig bis in ca. zwei Meter Tiefe ausgebaggert. Diverse Munitionsreste von Tellerminen und Brandbomben konnten geborgen werden.

Tellerminen, Brandbomben und Blei

Leider reichte der Bombentrichter weit unter die beiden verbleibenden Eichen des Baumensembles. Der Bereich unter den Bäumen ist zudem durch Blei und PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) deutlich über der zulässigen Belastungsgrenze für Wohnbereiche kontaminiert. Im gesamten Bereich sollte unter dem schützenden Blätterdach der Eichen ein Spielplatz errichtet werden. Nun muss im insgesamt 170 m² großen Bereich das Erdreich bis zu einer Tiefe von zwei Metern ausgetauscht werden.

Alle Möglichkeiten in Betracht gezogen – Ersatzpflanzungen folgen

Im Rahmen eines Ortstermins unter Beteiligung des Kampfmittelräumdienstes der Polizei, des Bodengutachters, der Stadt Bremen sowie des Baumgutachters und der GEWOBA wurden sämtliche Möglichkeiten zum Erhalt dieser Bäume besprochen. Ein partieller Bodenaustausch durch Absaugtechnik ist aufgrund der Gefahr durch potenzielle Munitionsfunde nicht möglich. Somit müssen auch die beiden verbleibenden Eichen unter Berücksichtigung des aktuellen Brutgeschehens jetzt gefällt werden. „Das tut richtig weh“, lautet auch das Fazit des Baumsachverständigen Andreas Block-Daniel. „Eine andere Möglichkeit gibt es aber leider nicht. “Im Zuge des Bodenaustausches wird dann spezielles Baumsubstrat verbaut, dass den als Ersatz gepflanzten vier neuen Eichen sowie zusätzlichen weiteren Ersatzbäumen eine lange Standzeit ermöglichen wird.

 

Info zum Neubau-Projekt Seehöfe der GEWOBA

Nur ein paar Meter vom Deich und vom Werdersee entfernt, entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Scharnhorst-Kaserne ein neues Wohnquartier: die Seehöfe am Niedersachsendamm. In verkehrsberuhigter Lage, plant die GEWOBA auf dem 25.000 Quadratmeter großen Gelände mehrere Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 214 barrierefreien Wohnungen für junge Familien, Singles und Paare.

Alle Neubauten erhalten einen hochwertigen Klinker und werden mit einer energieeffizienten Gebäudetechnik ausgestattet: Hierzu gehören Wärmepumpen, die über die Photovoltaikmodule auf den Dächern betrieben werden und die Wohnungen umweltfreundlich mit Wärme versorgen. Das Regenwasser wird durch begrünte Dächer und Versickerungsmulden soweit möglich für die Bewässerung der Grünanlagen genutzt. Aufgrund des hohen energetischen Baustandards mit einer CO2 Emission unter 7,5 Kilogramm pro Quadratmeter und Jahr, hat das Bauvorhaben das Siegel „Klimaschutzsiedlung“ von der Bremer energiekonsens GmbH erhalten. Die biodiverse Gestaltung der Freianlagen spielt außerdem eine wichtige Rolle.

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